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Goldener Star

Es gibt Geschichten, die kann nur das Leben schreiben. Den Spruch kennt ihr? Heute erzählen wir euch eine solche und etwas, das ihr daraus lernen könnt.

DK

Das da oben ist ein Bild von der Algarve. Wir sollten eigentlich jetzt gerade dort in Portugal sein und eben jenes Foto schießen. Doch es kam anders und so können wir euch hier nicht unser eigenes Bild präsentieren sondern das eines Stock-Fotografen. Wie kam es dazu?

Die Koffer sind gepackt

Die meisten wissen, dass sich Sophia ein Loch im Auge zugezogen hatte. Und allen ist klar, dass sich das mit ihrem Beruf, Fotografin, nicht wahnsinnig gut verträgt. Aber was solls: Ein Loch im Auge plant man nicht, das passiert einfach. Nachdem eine neue Hornhaut transplantiert wurde, war zumindest sichergestellt, dass das Auge erhalten bleibt. Der anschließende Heilungsvorgang lief dann auch ganz gut. Bis zu der unvorhergesehenen Komplikation einer Entzündung. Etwas kam ins Auge, das Ganze entzündete sich, der Verlust der neuen Hornhaut stand auf dem Spiel und ein extrem langwieriger Therapievorgang setzte ein. Genauer gesagt dauerte er etwa anderthalb Jahre an. Das sind achtzehn Monate, in denen man vorsichtig ist, fast dauerhaft Schmerzen leidet, kaum ausgeht, nicht verreist und alles meidet, was heller als Mittagslicht ist. Trotzdem ließ es sich nicht verhindern, dass sich die neue Hornhaut eintrübte, eine offene Wunde darauf einfach nicht heilte und die Linse dahinter den grauen Star bekam.

Nachdem die Ärzte im Uniklinikum langsam keine Therapie mehr fanden, kamen wir selbst auf eine Lösung: gute alte Meeresluft. Tatsächlich verhilft ein Weilchen an der Küste dazu, dem Körper neue regenerative Kraft zu verleihen. Wunden heilen schneller.

Also planten wir.

Mit etwas Hilfe der Familie planten wir zwei Wochen in Portugal. Am Meer, mit Zeit nur für uns. Mit Besuch von Freunden und mit der Hoffnung, das Auge endlich heilen zu lassen. Diese Hoffnung teilten auch die Ärzte selbst mit uns. Schließlich war es soweit und wir schauten beim Doc zu einem letzten Check vor der Reise vorbei. Es war …

Dienstag

Wir hatten eine Unterkunft in Portugal, wir hatten Shooting-Termine vor Ort, einen gebuchten Mietwagen, Flughafen-Parkplatz und natürlich die Flugtickets. Wir gingen zur letzten Untersuchung und die Ärzte waren zuversichtlich. Das waren sie wirklich, denn unsere Pläne versprachen Besserung und auch Sophias Docs waren froh, dass wir diesen Schritt unternehmen konnten. Immerhin versuchten sie seit Monaten weiterzukommen und es gelang ihnen nicht. Sie waren sogar so zuversichtlich, dass sie direkt einen Termin zum Fäden-ziehen machten – dem letzten Schritt während des Heilungsprozesses. Schlussendlich bekam Sophia noch eine Verbandskontaktlinse und es ging wieder nach Hause, denn wir hatten noch Pläne für …

Mittwoch

Das Auge begann gegen Abend zu schmerzen. Das war an sich nicht ungewöhnlich. Doch Sophia kennt inzwischen eine beeindruckende Bandbreite an Schmerz-Arten, die ein Auge verursachen kann. Und sie wusste ein paar Stunden später, dass es sich um keine Art handelt, die harmlos ist.

Sie behielt recht. Innerhalb der nächsten Stunden ging es rapide bergab.

Die Schmerzen wurden immer heftiger und die gesamte Nacht verbrachten wir wach. Hilflos, etwas gegen den Schmerz tun zu können und in Angst, dem Auge könnte etwas zustoßen. Dass diese Angst begründet war, zeigte sich am …

Donnerstag

Wir waren in der Klinik sobald die Sprechstunde der Ärzte begann, die mit dem Fall vertraut waren. Sie behandelten Sophia als Notfall, verschwendeten keine Minute und zeigten sich schockiert. Niemand konnte verstehen, wie sich der Zustand innerhalb so kurzer Zeit so dramatisch verschlechtern konnte. Die Diagnose war eindeutig: Die Hornhaut hatte sich erneut entzündet.

Dies konnte alles bedeuten und möglicherweise blieben jetzt nur noch Stunden, bis man vielleicht nichts mehr gegen die Entzündung unternehmen konnte. Während wir im Wartezimmer saßen und auf den nächsten Arzt warteten, lauschten wir unfreiwillig den Gesprächen der anderen Patienten. Wie sie sich gegenseitig zu überbieten versuchten, wen das schlimmere Schicksal ereilt hatte. Der Gewinner war ein dynamischer Mann in seinen Sechszigern, dessen einziges Problem sein „Goldener Star“ war. Da die anderen noch nie davon gehört hatten, verstummten sie.

Dabei hatte der soeben bewiesen wie klein manche Menschen denken und dabei dennoch arrogant sein können. Er hatte dem Arzt nicht einmal richtig zugehört, als dieser ihm die Diagnose „Grauer Star“ gestellt hatte. Seinem einzigen Leiden, dem in einem dreiminütigen Eingriff Abhilfe geschaffen werden konnte. Vermutlich war er stolz auf sich, dass er die anderen übertrumpfen konnte. Und bemerkte dabei nicht einmal, dass er neben einer vierzig Jahre jüngeren Frau saß, die mehr Leid in ihrem Leben erfahren hatte als er sich vorstellen konnte und gerade im Begriff war, um ihr Augenlicht zu kämpfen.

Aufgrund der heftigen Reaktion behielt man Sophia direkt in der Klinik und verordnete schwere Geschütze, um sowohl Hornhaut als auch das Auge selbst retten zu können. Das war ein herber Schlag, denn es warf sie um viele Monate des ausgehaltenen Schmerzes zurück. Aber es kam noch schlimmer am …

Freitag

Eine weitere Kontrolle zeigte keine Besserung. Im Gegenteil: die transplantierte und mit Mühe erhaltene Hornhaut begann einzuschmelzen. Und da es sich um entzündliches Material handelte, stellte sie eine akute Gefahr dar, das Auge selbst zu gefährden.

Eigentlich war es jetzt langsam Zeit, die Koffer für Portugal zu packen. Stattdessen saßen wir im Behandlungszimmer, während der Arzt in der Organbank anrief und Sophia auf seinen OP-Plan schreiben liess. Wenn Sophia das Auge behalten wollte, durfte nun keine Zeit mehr verschwendet werden – eine neue Hornhaut musste her.

Statt also die letzten Meter zu einem geheilten Auge hinter sich bringen zu können, warf diese Maßnahme Sophia nun um rund zwei Jahre zurück.

Verlieren und Gewinnen

Sophia kennt sich damit aus, Dinge zu verlieren. Und mit Rückschlägen.
Das hatte sie bereits gelernt, nachdem sie als Kind ihre Leukämie überlebt hatte.
Und diese dann zurück kam.
Aber sie ließ sich nicht unterkriegen und hat den Krebs mit der Hilfe ihrer Familie ein zweites Mal überlebt.

Aber sie wurde zur Ausnahme. Zu der einen und ungewöhnlichen Ausnahme, wegen der sie nun im Rollstuhl sitzt. Keiner ihrer Ärzte hat eine Erklärung dafür, wie sie überleben konnte. Doch sie tat es. Mit eisernem Willen und voller Hoffnung im Herzen.

Hoffnung und Träume waren stets wichtige Wegbegleiter.

Obwohl Sophia im Vergleich zu anderen Menschen auf so viele Dinge verzichten und so viel mehr Schmerz ertragen musste, träumte sie. Und mithilfe ihrer immensen Kraft schaffte sie es, sich ihren Traum zu erfüllen: die Fotografie. Sie überwand jede Hürde und lernte alles, was man darüber wissen muss. Sie wurde darin besser als viele andere Menschen und setzte sich über die Grenzen hinweg, die das Leben ihr auferlegt hatte.

Wir eröffneten im November 2016 unser gemeinsames Fotostudio.
Wenige Tage später bekam Sophia ein Loch im Auge.

Es verursachte Schmerz aber auch die existentielle Angst, ihren großen Traum zu verlieren. Es stand am Anfang eines zweijährigen Kampfs um ihr Auge.
Fast wäre er gewonnen gewesen. Doch wieder wurde sie zu der einen und ungewöhnlichen Ausnahme, die einen Rückschlag erleidet.
Denn bei ihrem letzten Kontrolltermin schlich sich ein Keim aus der eigentlich steril verpackten Kontaktlinse in ihr Auge.

Wie kann man trotz allem stark sein?

All das, was die meisten von uns als selbstverständlich erachten, ist es nicht für Sophia. Viele, die diese Geschichte hören, verstehen nicht, woher ein Mensch angesichts dieser Geschehnisse die Kraft nimmt, weiterzumachen.
Ist es Optimismus? Sturheit? Hoffnung? Ist es vielleicht das Leid selbst, dass uns erst die Kraft gibt, es zu überstehen?

Es ist all das aber auch noch viel mehr.

Was uns Kraft gibt, sind wir selbst. Wir haben einander und wissen, dass jemand da ist, wenn wir ihn brauchen. Wir schützen, stützen und helfen einander. Man kann nicht immer stark sein, niemand schafft das. Und so ist es wichtig, sich auch einmal einen Moment der Schwäche zu erlauben. Und das geht am besten, wenn man jemanden hat, bei dem man schwach sein darf.

Es gibt aber noch einen wichtigen weiteren Punkt, den man beachten sollte. Stelle niemals die Frage nach dem Warum!
Frage dich nicht, warum es dich erwischt hat. Oder warum gerade jetzt. Frage dich nicht, warum dir das einzige genommen wird, was dir noch geblieben ist. Niemanden interessiert das wirklich und vor allem würde die Antwort nichts mehr ändern. Die Suche nach dem Sinn eines Rückschlags ist durchweg negativ und verhindert, Kraft zu sammeln und zuversichtig nach vorn zu schauen.

Der eine wächst in einer Familie mit Alkoholproblemen auf, der andere verliert seine Eltern früh, beim nächsten stirbt der Ehepartner. Alle Schicksale sind hart, alle erfordern Kraft, sie durchzustehen. Darum kommt es am Ende immer darauf an, was man daraus macht und für welchen weiteren Weg man sich entscheidet. Bei Sophia sind es Optimismus und Dankbarkeit:

  • Dankbar, dass sie den Krebs besiegt hat
  • Dankbar, dass das Knochenmark ihres Bruders gepasst hat
  • Dankbar, dass es gleich zwei Menschen gab, von denen sie eine Hornhaut gespendet bekommen hat
  • Dankbar, dass sie noch ihr zweites Auge hat
  • Dankbar, dass sie lebt, obwohl heute noch viele Menschen sagen, sie sei „ein medizinisches Wunder“
  • Dankbar um die Menschen, die sie liebt und die ihr Kraft geben.

Baue dir daraus ein Mindset

Wenn du etwas erreichen willst – im Beruf, privat, in deinem Leben – dann brauchst du die richtige Einstellung dafür. Ein Mindset. Fokussiere dich auf das, was du erreichen willst und nutze dafür die Ressourcen, die dir dabei helfen. Das, was dich stark macht, was dich nach vorne blicken lässt.

Unsere Bausteine für ein positives Mindset haben wir dir genannt:

  • Träume
  • Hoffnung
  • Schwächen zulassen
  • Zusammenhalt
  • Dankbarkeit

Versuche es mit diesen oder finde deine eigenen. Sie können auch ganz anders als die genannten sein, denn jedem von uns geben andere Dinge Kraft. Aber eines hat uns die Erfahrung gelehrt: Es gibt fast nichts auf der Welt, was man nicht erreichen oder überwinden kann. Unsere Fotos zeugen davon.

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