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Tonnenweise Shootings sind (nicht so) gut

Wenn man etwas neu erlernt, heißt es: Üben, üben, üben und es so oft es geht anwenden. Das gilt natürlich auch für die Fotografie. Doch zuviel des Guten kann in die falsche Richtung führen.

DK

Wir setzen uns oft mit der Fotografie an sich auseinander. Denn wenn man ein guter Fotograf sein will, darf man sich nicht nur mit Social Media und der neuesten Ausrüstung beschäftigen. Wenn man bei der Top-Riege mitspielen will, gehört es auch dazu, sich mit der Materie an sich auseinander zu setzen, sich stets neu zu erfinden und die eigene Kreativität am Leben zu erhalten.

Aus diesem Grund sehen wir es meist kritisch, wenn junge oder angehende (Amateur-)Fotografen ein Shooting nach dem anderen durchziehen und sich dabei völlig verausgaben. Denn dabei kommt es fast immer zu “Abnutzungserscheinungen” – sowohl beim Fotografen selbst als auch bei seiner Arbeit. Oder anders gesagt:

"Wenn du zuviel shootest, wirst du nicht besser, du bleibst mittelmäßig."

Übung ist dein Freund

Zuerst einmal sollte klar sein: Wir wollen das Üben an sich natürlich nicht schlecht machen. Wer gut sein will, muss üben – daran führt kein Weg vorbei und wir empfehlen das auch stets, denn es hat viele Vorteile:

  • Übung macht den Meister: Nur, wer ständig wiederholt, lernt, eine Sache wirklich zu beherrschen. Bei Fotografen (und vor allem jenen, die mit Menschen arbeiten), ist das blinde Beherrschen von Ausrüstung und Techniken essentiell, damit sie sich besser auf ihr Model einlassen können.
  • Befangenheit wird abgebaut: Wer viel mit Menschen interagiert, kommt mit ihnen nach und nach wesentlich besser klar als jene, die es nur selten tun. Fotografen legen also Befangenheiten gegenüber Models ab, was wiederum mehr Lockerheit bei der Zusammenarbeit schafft. Und damit bessere Bilder.
  • Ausrüstung ausreizen: Wir empfehlen jedem Fotografen, sich vor einem Ausrüstungsupgrade erst einmal bis an die Grenzen mit der vorhandenen Technik auszutoben. Wer viel übt und shootet, tut genau das und lernt, Kameras und Objektive blind zu beherrschen, sie unter verschiendensten Bedingungen einzusetzen und das letzte aus ihnen heraus zu holen.
  • Beziehungen aufbauen: Und natürlich baut man Beziehungen zu den Leuten auf, mit denen man arbeitet. Etwas “Vitamin C” kann nie schaden, genauso wie zufriedene Models oder Visagisten, die gerne mit einem shooten.

Für all das – und mehr – ist regelmäßiges und vieles Üben essentiell. Aber es gilt, clever zu üben und dabei die eigenen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.

Vorsicht Falle!

Fotos wollen gesehen werden! Unter anderem aus diesem einfachen Grund neigen Fotografen dazu, ihre Bilder zu präsentieren. Und wo macht man das heutzutage? Genau: Auf Social-Media-Plattformen. Dort erhalten angehende Lichtbildner viel Feedback und Unterstützung. Aber weil der Mensch süchtig ist nach Bestätigung, lauert hier diverse Fallen:

  • Je mehr Bestätigung man bekommt, desto (noch) mehr will man sie haben.
  • Man beginnt, genau das zu tun, was gut ankommt und nicht das, was man vielleicht gern machen würde.
  • Quantität wird zur Zielsetzung.
  • Und darunter leidet fast zwangsläufig die Qualität.

Verschobene Zielsetzung

Wir haben sehr konkrete Vorschläge für angehende Model-Fotografen, wie sie ihre ersten Shootings planen und durchführen (Enthüllen werden wir diese in unserem kommenden Hörbuch, seid gespannt darauf!).
Einer der wichtigen Punkte dabei ist, sich vorab etwas Gutes zu überlegen und an der Umsetzung Spaß zu haben. Das ist wichtiger als man denkt, denn es impliziert wichtige Faktoren, die Kreativität stützen: “Nachdenken”, “Zeit” und “Entspanntheit”. Wer sich vor dem Shooting Zeit zum Nachdenken und Planen nimmt, kann beim Shooting dann entspannter sein und schafft bessere Ergebnisse.

Dies ist ein wichtiges Rezept, um Qualität zu erschaffen. Es anzuwenden ist fast unmöglich, wenn es einem stattdessen um Quantität geht. Dann bleiben die genannten Faktoren teilweise oder ganz auf der Strecke.

Austauschbarkeit

Bleibt das genannte “Qualitätsrezept” auf der Strecke, hat das noch weitere Auswirkungen. Denn kann man sich keine Zeit nehmen,

  • um sich neue Konzepte auszudenken,
  • alte zu überdenken,
  • Feedback zu eigenen Werken zu verarbeiten oder
  • Neues zu wagen,

dann ist man gezwungen, immer wieder dasselbe zu machen. Jedes Jahr wieder wird das Model darum vor Kirschblüten, umgeben von Farnen, im Kornfeld, in Unterwäsche auf dem Bett oder einfach im Hipster-Look auf dem Feld fotografiert. Und immer sind die Farben dunkel/kontrastreich und das Model starrt mit gläsernem Blick direkt in die Kamera.

Das sind Motive, die auf sozialen Plattformen (und meist auch bei den Models selbst) funktionieren. Solche, für die man Anerkennung bekommt.

Doch: Sie werden auch zunehmend beliebiger. Je mehr sich die Posen ähneln und wiederholen, je öfter das Model wie aufgespießt in die Kamera starrt, desto beliebiger wird das Gesicht, das es tut.

"Die Einzigartigkeit eines Models geht verloren, wenn der Fotograf es dazu zwingt, dasselbe zu tun wie jedes andere."

Posting-Zwang

Ergibt man sich den Gesetzen der sozialen Plattformen, trägt man zusätzlich dazu bei, in einem unveränderten Status Quo zu verharren. Denn wer auf Facebook, Instagram und Co aktiv ist, weiß: postest du nicht, wirst du irrelevant.

Damit deine Follower aktiv bleiben oder gar mehr werden, musst du permanenten Output haben. Du musst Bilder posten und über Shootings schreiben. Dazu musst du natürlich auch permanent Shootings haben und deren Bilder wie am Fließband nachbearbeiten.

Dass dabei die Qualität leidet, dürfte klar sein. Allein, das Organisieren von Models, Locations und Terminen kostet so viel Zeit, dass man sich kaum Gedanken über neue Konzepte machen kann.

Die eigene Arbeit wird repetitiv. Und das kann dramatische Auswirkungen auf deren Qualität haben.

Willkommen in der Mittelmäßigkeit!

Seien wir einmal ehrlich: 90 Prozent eines sozialen Umfelds innerhalb von Facebook oder instagram sind “leicht zufrieden zu stellen”. Es gibt da draußen immer noch unfassbar viele Mädchen und Möchtegernmodels, die dahinschmachten, wenn sie ein (hochgradig mittelmäßiges) Bild von sich bekommen. Und auch die, die sich selbst nicht so etwas zutrauen, feiern jene, die diese Bilder anfertigen.

Da kann dieselbe Pose zum tausendsten Mal wiederholt werden, stets dieselbe Nachbearbeitung per Photoshop-Trick hingeschludert werden und das hundertste Model mit demselben leeren Blick in die Kamera schauen – die Leute werden es lieben! Sie werden dir ein Like geben und die Bestätigung, die du suchst.

Und damit passiert, was passieren muss: Du entwickelst dich nicht weiter. Du produzierst einfach mehr von dem, was du schon produziert hast. Noch besser:

  • Die hingeschluderte Bearbeitung reicht dem Publikum offenbar völlig, um begeistert zu sein. Warum sich darin also verbessern?
  • Mädchen XY will dasselbe Foto mit den Farnen, das du letzten Monat gemacht hast, warum sich also etwas Neues ausdenken?
  • Die Models schminken sich nicht besonders gut aber dafür immer selbst? Warum also eine Visagistin engagieren?
  • Das Model macht immer dieselben Posen und bietet nichts Neues, nichts eigenes an? Egal, denn es sind genau die Posen, die das Model tausendfach auf instagram gesehen und eingeübt hat.

Lässt man sich davon leiten und ergibt sich dem Zwang, “einfach nur mehr” produzieren zu müssen, heißt es schnell “Willkommen in der Mittelmäßigkeit”.

Entschleunigen

Das Modewort “Entschleunigen” ist fast schon wieder in Vergessenheit geraten, trifft in dieser Beziehung aber den Nagel auf den Kopf.

"Kreativität ist ein Muskel und der braucht nach der Beanspruchung Pause, um zu wachsen."

Als Fotograf muss man also auch mal auf die Bremse treten und sich besinnen. Um Qualität zu schaffen, muss man:

  • infragestellen, was man zu wissen glaubt,
  • alte Konzepte neu überdenken,
  • neue Wege gehen,
  • Models anleiten, mehr von ihnen verlangen,
  • den Aufwand erhöhen um Dinge zu verbessern, die bisher nicht gut genug waren
  • Feedback aufnehmen, verarbeiten und auch mal nach Kritik fragen sowie
  • auch mal “Nein” sagen.

Wir von DAS KARTELL sind unter anderem mit unseren Beauty-Shootings enorm erfolgreich geworden. So sehr, dass jedes einzelne von internationalen Modemagazinen gedruckt wird. Das schafft man nicht mit Quantität. Das geht nur mit Qualität.

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