Es gibt viele – wirklich viele – Details, die ein „Gehtsofoto“ von einer Profiaufnahme unterscheiden. Ein ganz, ganz wichtiges davon wird oft vergessen: das Posing. Wir stellen euch heute drei Posing-Probleme vor und verraten, wie ihr sie löst und damit bessere Fotos macht.
DK
Das folgende passiert fast jedem Bekannten, Verwandten, Freund und auch Amateurmodel: Sie hängen vor der Kamera wie ein Sack voller Wäsche. Der Körper ist zusammengesunken, der Rücken gekrümmt wie eine Banane, die Schultern baumeln irgendwo vor dem Körper herum und die Hüfte hängt schief im Wind.
Die Körperhaltung ist das A und O für eine gute Pose, denn eine gespannte Haltung wirkt wie ein Kleiderständer – nicht nur die Klamotten eines Models werden besser präsentiert, auch alle weiteren Körperteile bekommen automatisch eine bessere Position.
Porträts
Wer denkt, dass bei Porträts ohnehin nur das Gesicht drauf ist und die Körperhaltung keine Rolle spielt, der irrt sich gewaltig. Denn mit schlaffer Körperhaltung sinkt auch der Kopf nach unten, der Hals wird ganz kurz und das Model wirkt klein und gedrungen. Ein simpler Trick schafft Abhilfe: den Nacken strecken.
Wer den Nacken streckt, bekommt auf dem Foto einen oftmals scheinbar fast doppelt so langen Hals. Damit wirkt das Model nicht nur größer, sondern auch schlanker, agiler und aufgeweckter. Wichtig ist dabei: Die Position des Kopfs darf sich kaum verändern! Manches Model, das aufgefordert wird, den Nacken zu strecken, schiebt dazu einfach den Kopf nach vorne und starrt damit geradezu in die Kamera. Oder das Gegenteil ist der Fall, der Kopf wandert nach hinten und unter dem Kinn bildet sich noch ein zweites.


Halbfigur
Bei Fotos, die den halben Körper, beginnend am Kopf bis hinunter zur Hüfte, zeigen, ist schon ersichtlicher, dass eine gute Pose besser wirkt. Und auch hier ist es wieder die Körperhaltung bzw. die Körperspannung, die den Unterschied macht.
Ist das Model in sich zusammengesunken, hängt der Kopf neben dem Oberkörper, die Schultern vor der Brust, die Arme liegen am Körper, die Hüfte ist verdreht und es bilden sich überall Röllchen: in der Kleidung, in der Haut, an der Hüfte und überall, wo sie nicht sein sollen.
Streckt sich das Model und erhöht die Körperspannung, wirkt das ganze Foto sofort dynamischer: Bei einem sitzenden Model dominiert nicht mehr die Körpermitte das Bild, sondern er ist im Bildausschnitt besser verteilt und lässt mehr Figur erkennen. Auch hier gehört der Nacken gestreckt, der Kopf gehoben und der Brustkorb angehoben. Wichtig ist aber auch, dass die Arme nicht am Körper anliegen. Sie sollten schweben und bestenfalls sollte eine Lücke zwischen Körper und Arm sein. Das lässt das Model deutlich schlanker wirken.


Ganzkörper
Über die Wichtigkeit einer gespannten Körperhaltung brauchen wir eigentlich nicht mehr sprechen, oder?
Wir tun es trotzdem! Denn manchmal stoßen Model und Fotografen vor Probleme, die sie (vor allem bei mangelnder Erfahrung) einfach nicht lösen können. Denn grundsätzlich gilt: Eine schlabberige, zusammengesunkene und unmotivierte Pose lässt das Model fast immer klein aussehen. „Klein auszusehen“ ist erstmal nichts schlechtes, das eigentliche Problem jedoch ist, dass die Körperformen verloren gehen. Und wenn man als Fotograf etwa eine lange Brennweite, eine geschlossene Blende und eine leicht erhöhte Position verwendet, verschlimmert sich das Problem um ein Vielfaches.
Die Lösung ist mal wieder ganz einfach aber höchst effektiv: Das Model sollte aufrecht stehen, den Rücken durchdrücken und sich lang machen. Doch Vorsicht: Normalerweise sagen Fotografen höchstens „Bitte steh aufrecht und gerade“. Das führt meistens dazu, dass das Model sich hinstellt, als hätte es einen Besen verschluckt und wäre dann einzementiert worden. Posen wirken dann sehr schnell künstlich und gestellt. Ein Trick (vor allem aber nicht nur) bei weiblichen Models ist, sie hochhackige Schuhe anziehen zu lassen. Sie verschaffen dem Model völlig ohne Anweisungen eine bessere Körperhaltung. Für Männer gilt meist dasselbe: Wenn ihnen die Schuhe der Freundin nicht passen, können sie sich zumindest leicht auf die Zehenspitzen stellen.
Wichtig ist, dass der Rücken durchgedrückt ist, die Arme vom Körper wegkommen und bestenfalls die bereits genannte Lücke bilden. Der Hals sollte lang sein, der Kopf gerade und auch die Füße sollten leicht auseinander stehen, sodass die Oberschenkel sich nicht gegenseitig zerquetschen. Dabei hilft auch das einfache Geradehalten der Hüfte.

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