Wir haben kürzlich eine Beauty-Strecke mit der Make-up-Artistin Shari Kramer realisiert. Zwar dürfen wir euch die Bilder noch nicht zeigen, doch soviel sei schon verraten: Shari hat umwerfende Arbeit geliefert. Wie sie das macht, was echte Qualität auszeichnet und was es alles zu beachten gilt, erfahrt ihr in dem Interview, das wir mit ihr geführt haben.

Hallo Shari! Uns geht es heute im Besonderen um Beauty-Shots, denn hier ist die Arbeit für Fotografen, aber vor allem für Make-up-Artisten noch etwas anspruchsvoller.
Warum ist das so? Was sind die Unterschiede bzw. die besonderen Anforderungen bei „Beauty-Make-up“ im Vergleich zu Fashion- oder Lifestyle-Aufnahmen?

Bei Fashion- oder Lifestyle-Aufnahmen geht es darum, ein Make-up zu fixieren. Hierfür wird oft Puder benutzt, was bei Beauty ein absolutes „NO GO“ ist. Bei einer Beauty-Aufnahme wird mit einer sehr weit geschlossenen Blende fotografiert, da man sehr viel Tiefenschärfe erzeugen möchte. Diesen Schärfeeindruck unterstützt man auf der Haut am besten mit Glanz.

Bei einer Fashion- oder Lifestyle-Aufnahme kann man unsauberes Arbeiten eher mal verzeihen, da das Make-up sehr weit von der Kamera entfernt ist. Man schminkt somit auch viel stärker. Bei Beauty-Shots sollte man stattdessen auf sauberes und präzises Arbeiten achten. Besonders Augenbrauen sollten bei der Modelauswahl bereits vorhanden sein, weil es nicht schön aussieht, diese nachzumalen.

Okay, also eignet sich nicht jedes Model für Beauty-Aufnahmen? Was sollte es für wirkungsvolle Bilder alles mitbringen?

Ich habe es oben bereits erwähnt: Augenbrauen! Buschige Augenbrauen sind wunderschön bei Beauty-Aufnahmen, da sie dem Bild sehr viel Struktur verleihen. Mir persönlich sind auch volle Lippen und eine reine Haut sehr wichtig. Ungeeignet sind Modelle mit künstlichen Wimpern oder permanenten Make-ups.

Gut, der Fotograf hat dir jetzt ein Model vor die Nase gesetzt, mit dem der Job erledigt werden soll. Wie bereitest du die Haut des Models für ein Beauty-Shooting vor?

Die Haut sollte mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt werden. Einen Pickel kann man bei der Retusche schnell mal retuschieren, aber trockene Hautschuppen sind schwieriger – darum „ignoriere“ ich die ersten und kümmere mich um die zweiten.

Ich arbeite mit einer Pflege für die Haut und lasse sie – wenn nötig – erstmal ein paar Minuten einziehen. Anschließend mache ich ein sanftes Peeling, um Hautschüppchen abzutragen. Jedoch wirklich sehr sanft, um die Haut nicht zu stark zu reizen und Rötungen zu vermeiden – die gehören nämlich meist nicht zum Shooting-Konzept des Fotografen.

Als Make-up-Artist hat man Zugriff auf eine eindrucksvolle Palette an Materialen, die Bandbreite ist wirklich enorm. Aber: Welche Make-up-Produkte sind für ein Beauty-Shooting ein absolutes „No Go“?

Puder! Puder sollte man bei einer Beauty-Aufnahme immer vermeiden! Wenn man doch mal etwas den Glanz reduzieren möchte, kann man eine mattierende Creme benutzen.

Gerade bei Editorial-Beauty-Aufnahmen kann es kaum auffallend, markant und bunt genug sein. Hast du Tipps, mit denen die Farben auf den Bildern besonders intensiv wirken?

Ich arbeite sehr gerne mit cremigen Konsistenzen oder gebackenen Lidschatten. Diese kann man erstens super auf nasser Haut anwenden und sind zweitens sehr stark pigmentiert. Außerdem kann man natürlich hervorragend mit komplementären Kontrasten arbeiten, da diese sich gegenseitig immer perfekt hervorheben. 🙂