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Augenwischerei: Billige Retuscheeffekte

Wir vom Kartell sind viel in den sozialen Netzwerken unterwegs. Bilder sind unsere Nahrung und wir sehen täglich wirklich eine Menge davon. Dabei fällt auf: Gerade bei Porträts wird oft ganz billig um eure Aufmerksamkeit gebettelt. Wir zeigen auch mal wie.

Wahrnehmungslehre

Zuerst ein bisschen Psychologie: Das menschliche Gesicht ist eines der Bildmotive, die wir am schnellsten erfassen können. Es benötigt nur Bruchteile von einer Sekunde, um zu erkennen, dass wir ein Gesicht vor uns haben. Und noch bevor die Sekunde um ist, wissen wir, ob wir das Gesicht kennen, schön finden, ob es Mann oder Frau ist. Diesen Prozess können wir als Fotografen steuern.

Wir können ihn verlangsamen, ihn unterbinden oder sogar Unwohlsein beim Betrachten eines Portraits fördern. Und zwar einfach, indem wir die Augen des Models nicht zeigen. Denn von allen Merkmalen eines Gesichts sind die Augen der Ankerpunkt für unsere kognitiven Wahrnehmungen. Dank der Augen erkennen wir, dass es sich um ein Gesicht handelt und sie helfen uns entscheidend, das Gesicht zu identifizieren. Verbirgt man die Augen, macht man das Erkennen schwierig und manche Menschen reagieren gar beunruhigt auf Gesichter, in denen sie keine Augen erkennen können.

Natürlich können wir den Prozess des Erkennens auch fördern. Auch hier wird bei den Augen angesetzt und diese besonders hervor gehoben. Da der Blick eines Betrachters instinktiv immer zuerst zu den Augen geht, macht man es ihm mit deren Überbetonung leichter und schneller, das Gesicht zu erkennen.

Hier zeigen wir euch das mal an einem Foto von Coleen. Ganz links seht ihr das Original, genau, wie es aus der Kamera kommt. Bei der mittleren Version haben wir ein paar Anpassungen mit Adobe Lightroom vorgenommen. Die Augen wurden dabei jedoch völlig unbearbeitet gelassen. Ganz im Gegensatz zur Variante ganz rechts. Hier liegen ein paar Effekte auf den Augen, die häufig bei den Bildern in den sozialen Medien anzutreffen sind: Heller, kontrastreicher und irgendwie … starrend.

Social Media Fast Food

Und genau das ist es, was sich verschiedene Leute in den sozialen Netzwerken zunutze machen.

Nehmen wir mal ein Teen. Jugendliche konsumieren heutzutage einen Großteil aller digitalen und analogen Informationen in Form von Bildern. Wenn die durch Facebook oder Instagram scrollen, erreichen sie eine Geschwindigkeit, bei der älteren Semestern der Daumen abfallen würde. Das unheimliche daran ist: Sie schauen sich dabei massenhaft Bilder an. „Anschauen“ ist dabei aber der falsche Begriff, denn die Bilder werden lediglich gescannt. Es wird kurz ihr Inhalt erfasst, aber kaum verarbeitet.

Weil das menschliche Gesicht so einfach und schnell identifizierbar ist, gelangen Portraits trotz dieser Geschwindigkeit noch in die Aufmerksamkeit eines solchen Betrachters. Und vor allem dann, wenn die Augen überbetont sind. Das macht es dem Betrachter leichter. Und der Mensch mag es, wenn ihm etwas leichter gemacht wird. Davon will er mehr und das befriedigt ihn. Und das ist auch der Grund, warum uns Portraits mit überbetonten Augen so oft begegnen. Diese Bilder bekommen mehr Likes als andere, sie sind visuelles „Social Media Fast Food“.

Noch ein Beispiel mit Model Lima Rose. Auch hier seht ihr von links nach rechts das Original, die bearbeitete und die überbetonte Version.

Lasst euch nicht verschaukeln

Was uns daran stört? Es ist billige Effekthascherei. Der Fotograf nutzt die Psychologie eines Fotos aus, um sich beim Betrachter einzuschleichen und ihm zu gefallen. Oftmals sogar so stark, dass das Bild selbst verfremdet wird und der Effekt gar nicht passt. Oftmals zieht er die gesamte Aufmerksamkeit eines Bilds auf die Augen und zentriert die Komposition so stark auf einen Punkt, dass das Bild schlagartig langweilig wird, sobald das Gesicht als solches erkannt wurde.

Das ist einer der Gründe, warum wir auf solche Bearbeitungen verzichten. Wir wollen Menschen ablichten und keine Social-Media-Counts hochtreiben. Wir wollen euch fotografieren und zeigen, wie ihr seid. Tatsächlich sieht man diese Überbetonung der Augen in praktisch keinem wirklich professionellen Bild zum Beispiel auf einem Plakat, in einer Anzeige oder einem Magazin, richtig? Weil echte Profis das nicht machen.

Tipp

Also wenn ihr euch fotografieren lassen und schöne Portraits haben wollt, dann checkt die Homepage, das Facebook- oder Instragram-Profil des Fotografen, den ihr euch ausgesucht habt. Schaut euch die Portraits an, die er so gemacht hat und seht euch an, wie sein Portfolio aufgebaut ist. Fast nur übergroß inszenierte Gesichter, die geradezu in die Kamera starren und deren Augen euch fast aufdringlich anstarren? Solche Augen hat niemand wirklich. Natürliche Portraits bekommt ihr dort also nicht.

Die bekommt ihr bei uns. Wenn die Augen unserer Models auf den Bildern leuchten, dann, weil sie es in Wahrheit auch tun. Also meldet euch, wenn ihr euch nicht verschaukeln lassen wollt. 🙂

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